Annotation: Mit intelligentem Witz erzählt Sasha von ihrer Familie, die durch die Tourette-Erkrankung des Bruders zwar aus der Balance, aber nie aus den Fugen gerät. Rezension: Sashas Familie ist auf den ersten Blick ganz normal: Die 11-Jährige lebt mit Vater, Mutter und Hund in einer schönen großen Wohnung auf dem Gelände des Colleges, an dem ihre Eltern als Professoren lehren. Bei näherem Hinsehen ist diese Familie dann doch ein bisschen ungewöhnlich: Sasha heißt mit vollem Namen "Sasha Marie Curie Abramowitz", weil ihre Eltern es für "inspirierend" halten, ihrer Tochter den Namen einer zweifachen Nobelpreisträgerin mit auf den Weg zu geben. Sashas Mutter seziert Gehirne und vergisst darüber so sehr die Welt, dass sie schon mal ein Kleid falsch herum trägt, mit dem Ausschnitt hinten. Und Sashas Vater sitzt täglich zwei Stunden lang im Salon des städtischen Herrenfriseurs, wo er Gedichte schreibt. Wenn man dann noch genauer hinsieht, dann ist plötzlich nichts in dieser Familie mehr normal. Da gibt es nämlich noch Danny, Sashas Bruder, und der ist krank. "Nicht krank im Sinne von "mir ist schlecht", sondern krank in dem Sinne, dass bei ihm was im Kopf nicht stimmt." Danny leidet unter einer neurologisch-psychiatrischen Erkrankung, dem Tourette-Syndrom. Wenn er aus dem Gleichgewicht gerät, beginnt sein Gesicht zu zucken, er schreit und manchmal kann er einfach nicht aufhören, Schimpfwörter zu brüllen. Und obwohl er in einem Heim lebt, überschattet Dannys Krankheit Sashas gesamtes Leben. Da sind die Wochenendbesuche im Heim, bei denen alle so tun, als hätten sie Spaß miteinander. Da ist der anschließende Pflichttermin bei Sashas Psycho-Doktor, mit dem sie über ihre Gefühle nach dem Besuch sprechen soll. Und da sind die Schuldgefühle, die Scham, das Mitleid und die unglaubliche Wut auf den Bruder, über den Sasha mit niemandem sprechen will - vor allem nicht mit dem Psycho-Doktor. Aber zum Glück ist da auch noch Andrew, der weiß, dass Normalität ein Mythos ist. Und Sasha lernt James näher kennen, einen Klassenkameraden, der selbst über schwierige Themen ganz normal reden kann. Halpern hat mit der Ich-Erzählerin eine sensible und gleichzeitig erfrischend schnoddrige Beobachterin geschaffen. Dank Sashas scharfem Blick und ihren witzigen Kommentaren ist das Kinderbuchdebüt der Wissenschaftsjournalistin trotz vieler Informationen und trotz des kitschigen Endes weder ein Problembuch noch ein Rührstück geworden.
Personen: Halpern, Sue Schmalz, Monika
5.1 Halp
Halpern, Sue [Verfasser]:
¬Das¬ ganz normale Leben der Sasha Abramowitz : Roman / Sue Halpern ; Monika Schmalz. - Berlin : Bloomsbury Kinderbücher und Jugendbücher, 2009. - 268 S.
ISBN 978-3-8270-5190-5 fest geb. : ca. € 15,40
Erzählungen und Romane ab 9 Jahre - Buch