Dass der österreichische Autor und Illustrator Michael Roher ein würdiger Träger des in diesem Jahr erstmalig vergebenen Christine-Nöstlinger-Preises ist, dürfte schon vor dem Erscheinen seines neuen Romans niemand bezweifelt haben. Mit „Kali kann Kanari“ stellt Roher erneut sein erzählerisches Talent unter Beweis; ein Talent, das sich auf Text- und Bildebene gleichermaßen zeigt, ohne sich jemals in den Vordergrund zu drängen. Dort stehen stets, und das ist nur eine Parallele zwischen Christine Nöstlinger und Michael Roher, die Geschichten und ihre Figuren. Es sind zumeist Geschichten aus dem österreichischen Alltag, fein beobachtet, unprätentiös, witzig und äußerst unterhaltsam erzählt, erlebt von Figuren, die man sofort ins Herz schließt, weil sie so herrlich normal und doch etwas ganz Besonderes sind. In „Kali kann Kanari“ erzählt die 9-jährige Lisbeth davon, wie ihrer Familie ein Nymphensittich zufliegt und damit einiges in Bewegung setzt. Lisbeth wohnt mit ihrem 4-jährigen Bruder Kali, ihrer Mutter und ihren Großeltern zusammen – und ist im Großen und Ganzen recht zufrieden mit ihrem Dasein. Nur mit Ken, genannt Kentucky, dem Neuen in ihrer Klasse, steht sie auf Kriegsfuß, ist er doch ein fürchterlicher Angeber und Störenfried. Er macht so unnötige Dinge wie Lisbeth ihren Rucksack wegzunehmen und ihn in einen Baum zu werfen. Und dann macht er ihr auch noch ihre Freundin Mika abspenstig, was eigentlich das Schlimmste ist. Dass der zugeflogene Sittich etwas mit Kentucky zu tun hat, ahnt Lisbeth zunächst nicht. Die ganze Familie ist vielmehr froh, dass Opa, der einst als der große Udini ein begeistertes Publikum verzauberte, wieder etwas zu tun hat, möchte er doch dem Vogel ein paar Zaubertricks beibringen. Dass Opa schwerhörig geworden ist, nutzt Michael Roher für witzige Szenen, die sich zum Teil ins Absurde zuspitzen. So lassen Opa und Kali in einer Tierhandlung die Hüllen fallen und tauchen in eines der Aquarien ab – Statt: „Sie können ja inzwischen ein paar Runden durch den Laden drehen!“ hat Opa nämlich verstanden. „es dürften auch die Kunden baden gehen“. Kali tauscht dabei seine Beine sogar gegen einen Fischschwanz ein, aber das dann doch nur auf der Bildebene, deren klares Schwarz-Weiß wie das aller anderen Zeichnungen auch durch leuchtendes Orange Farbe und Fröhlichkeit gewinnt. Rohers ausgeprägte Beobachtungsgabe zeigt sich auch in einer Supermarkt-Szene, bei der einem sofort der Spar um die Ecke vor Augen steht mit seinen Sammelbildern und Sammelalben und seiner Kassiererin, die „Grüssi“ sagt und all ihre Freundlichkeit für süße, kleine, lächelnde Mädchen reserviert hat. Nur eine Sache war bei unserem Spar immer anders als in dem von Roher ebenso liebe- wie humorvoll porträtiertem österreichischen Alltag: Bei uns fragte die Kassiererin nie: „Kundenkarte haben Sie?“, sondern sie sagte: „Kundenkatamsi?“ ÖKJB-PREIS 2022: Ein lustiger grau-gelber Vogel bringt das Leben der neunjährigen Ich-Erzählerin Lisbeth und ihrer Familie aufs Schönste durcheinander. Dabei ahnt zunächst niemand, dass der Nymphensittich ausgerechnet Kentucky – Lisbeths Mitschüler und Erzfeind! – entflogen ist ... Mit Humor und sozialem Engagement erzählt der Kinderroman von Familie und Freundschaft und wie Alltag glücken kann. Die Geschichte sprüht dabei vor Situationskomik und lebt von ihren liebenswerten, eigenwilligen Charakteren.
Personen: Roher, Michael
4.1 Rohe
Roher, Michael [Verfasser]:
Kali kann Kanari / Michael Roher. - Wien : Jungbrunnen, 2021. - 144 Seiten : Illustrationen : Illustrationen
ISBN 978-3-7026-5958-5 Festeinband : 15,00 (AT)
Erzählungen und Romane ab 6 J. - Buch