Franka ist begeistert. Sie bekommt eine große Schwester! Kim hat bis jetzt bei ihrer Mutter gelebt. Doch die hat jetzt einen neuen Job in Paris – und Kim keine Lust, schon wieder umzuziehen. Da zieht sie lieber zur Familie ihres Vaters. Der auch Frankas Vater ist. Und dann ist Kim da. Zu Frankas Freude ist sie keine Tussi, wie die Mädchen, die mit groß geschminkten Augen, riesigen Handtaschen und viel zu engen Hosen immer bei ihrer Freundin Flo auf den Stufen im Treppenhaus herumsitzen. Kim ist eine echte Piratin: kurze Haare, schwarze Lederjacke, große Ohrringe und Fransenstiefel. Selbstbewusst und mutig, wild, abenteuerlich und geheimnisvoll. Leider ist es gar nicht so einfach wie Franka dachte, von einem Tag auf den anderen „loszuschwestern“. Dabei hatte sie sich das Leben mit ihrer großen Schwester schon so schön ausgemalt: zusammen Shoppen und Schwimmen gehen, Klamotten tauschen, vor dem Fernseher auf dem Sofa herumlümmeln und, und, und. Weil: „Eine Schwester ist immer da. Morgens, mittags, abends, nachts. An Weihnachten, Ostern, Silvester und wenn ich Geburtstag habe. Und auch wenn ich meine Zähne putze, ist sie da, …“ Doch Kim ist nur selten zuhause. „Tür zu und weg. Piratinnen sind so!“ Franka ist enttäuscht. Kim müsse erst mal ankommen, versucht die Mutter sie zu trösten. Doch das hilft nur wenig. „Piratenschwestern“ fängt die Lebenswirklichkeit von Patchwork-Familien treffend ein. In kurzen Kapiteln, fast anekdotenhaft, einfühlend und ohne Konflikte zu beschönigen erzählt Petra Postert, wie die beiden Schwestern langsam zueinanderfinden. Dabei gelingt es ihr überzeugend, die Beobachtungen, Stimmungen und Gefühle ihrer jungen Ich-Erzählerin in Worte zu fassen. Für Franka – mit ihren zehn Jahren nicht mehr Kind, aber auch noch kein richtiger Teenager – ist Kim in jeder Hinsicht Vorbild. Und doch: Als Kim ins Straucheln gerät, weil ihr Freund mit ihr Schluss macht, ist es ihre kleine Schwester, die ihr beisteht wie eine große. Ein dickes Extra-Lob gebührt Felicitas Horstschäfer für ihre Coverillustration, die – schwarz-weißer Scherenschnitt vor hellblau leuchtendem Hintergrund – nicht nur ein echter Eyecatcher ist, sondern auch die wachsende Verbundenheit der beiden Schwestern wunderbar einfängt.

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Personen: Postert, Petra Horstschäfer, Felicitas