Wo konfessionelle Kulturen aufeinanderstoßen, kommt es zu Konflikten, aber auch zu bereicherndem Austausch. Von diesem ist hier zu lesen: Die Dorfobrigkeit von Flözlingen will die Jugendlichen davon abhalten, zum Tanzen ins "Papsttum" zu gehen - es könnten sich ja konfessionsverschiedene Ehen anbahnen. Um die Pfarrkirche von Tennenbronn wird über ein Jahrhundert lang gekämpft. Aber auch: Ein Villinger Benediktiner lobt die "stille Weisheit" der Herrnhuter in Königsfeld. Der römisch-katholische Geistliche in Furtwangen berät sich mit seinem Amtsbruder von den verfeindeten Alt-Katholiken. Das Verständnis zwischen Evangelischen und Katholischen wurde nicht nur durch dogmatische Festschreibungen erschwert. Auch politische Herrscher - vor allem Österreich, Fürstenberg, Rottweil und Württemberg - steuerten konfessionelle Mentalitäten und stärkten so den Zugriff ihrer Untertanen. So richteten sich die Menschen in ihrer jeweiligen Konfessionskultur ein und entfremdeten sich von ihren Nachbarn. Erst im 20. Jahrhundert verloren die konfessionellen Grenzen ihre Kraft - aber sie wirken bis heute, wenn etwa immer noch auf Eigenheiten "der" Schwenninger oder "der" Villinger angespielt wird. Die zehn Geschichtsschreiber dieses Bandes halten die Frage nach dem Erbe der Reformation aktuell: Es geht auch um uns heute, wenn wir uns diesen nur scheinbar fremden Phasen der Geschichte zuwenden.
Personen: Friedemann Kawohl Michael Tocha
KG 199 Ex.1
Friedemann Kawohl:
Von der Reformation zu Ökumene / Friedemann Kawohl ; Michael Tocha. - Villingen-Schwenning : Neckar-Verl., 2017. - 202 Seiten
ISBN 978-3-7883-0464-5
Kirchengeschichte - BU